In vielen urbanen Gärten ist Wasser die wesentliche Ressource, die Erträge begrenzt. Während (Hoch)-beete, Erde und Pflanzen nur einmalig beschafft werden müssen in der Gartensaison, muss der Wasserbedarf der Pflanzen kontinuierlich gedeckt werden. In Zeiten des Klimawandels sind die immer heißer werdenden Sommer in Gärten und Landwirtschaft stark bemerkbar. Regen allein reicht zur Bewässerung, insbesondere bei urbanen Gärten mit Hochbeeten, oftmals nicht aus. In vielen Innenstädten ist die Möglichkeit, an Gießwasser aus öffentlicher Hand zu kommen, schwer. Ebenso scheitert in einigen Schulen der Bau eines Schulgartens an den langen Ferienzeiten im Hochsommer, in denen sich niemand um das Gießen kümmern kann.
Um diesem Problem entgegenzuwirken, experimentieren wir im Rahmen von LUZI, unserem Labor für Zukunftsfragen und Innovation, mit wasserspeichernden Hochbeeten. Unser Ziel ist die Entwicklung von einfach aufzubauenden Hochbeeten, die nicht täglich, sondern nur alle paar Tage bis Wochen gegossen werden müssen. So könnte in Zukunft einerseits der Umgang mit heißen Sommern erleichtert und andererseits neue Flächen für urbane Gärten erschlossen werden.
Nachdem eigentlich ein öffentlicher Workshop geplant war, der wegen der Pandemie nicht stattfinden konnte, haben wir uns in kleinem Rahmen (getestet, mit Abstand und Masken) in unserer Manufaktur getroffen und zwei Testbeete gebaut. Unter dem Stichwort „wicking bed“ findet man im Internet verschiedene Anleitungen für solche Beete. Im unteren Teil des Hochbeets befindet sich eine Schicht aus Lavastein (8-16 mm), die als Reservoir dient, darüber ist das eigentliche Beet mit Erde, abgetrennt durch einen Fließ. Das Wasser wird durch ein Rohr direkt in die untere Schicht gegossen, ein Überlauf verhindert, dass das Beet volläuft. Die Pflanzen saugen nun mit Hilfe der Kapilarkraft das Wasser nach oben und nehmen es durch ihre Wurzeln auf.
Das zweite Beet ist eine eigene Entwicklung. Es besteht aus zwei abgeschnittenen IBC-Containern, wobei der untere Container als Wasserspeicher dient, und durch ein saugfähiges Fließ mit dem darüberliegenden Beet verbunden ist. Auch hier werden die Kapilarkräfte genutzt, um das Wasser zu den Pflanzen zu befördern. Beide Beete kommen ohne weitere Technik aus, was die potentiellen Einsatzmöglichkeiten vergrößert.
Und wie geht es weiter? Die beiden Prototypen sind nun auf dem Union Gewerbehof aufgestellt. Im Sommer wird die Praxistauglichkeit der beiden Beete erprobt und dokumentiert. Unser Wissen über die Prototypen möchten dann wir gerne teilen, Bauanleitungen erstellen und für alle interessierten Gärtner und Gärtnerinnen zugänglich machen. Hierzu interviewen wir derzeit zusätzlich Gemeinschaftsgärten zu ihren Bewässerungsstrategien und möglichen Optimierungsbedarfen. Eine Veranstaltung mit verschiedenen Gemeinschaftsgärten zum Netzwerken und Wissensaustausch ist bereits angedacht.