Im Rahmen der Diskussion um die Zielgruppe Kunstschaffende im Labor für urbane Zukunftsfragen und Innovation ist ein neues Format entstanden. Das Künstlerfrühstück möchte durch eine Melange aus Theorie und Praxis sowie fortschrittlichen Ideen, die Anstöße für Dortmund und die Ruhrregion geben können, den Kunststandort Dortmund stärken. Es ist
- eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft aus der neue Impulse gesetzt werden und neue Wege für städteübergreifende künstlerische Kooperationen entstehen.
- ein Format der Begegnung, in dem sich Künstler*innen, Galerist*innen, Leiter*innen oder Initiator*innen von künstlerischen Projekten aus der kulturellen Szene treffen und ihre Praxis präsentieren.
- ein Vernetzungsformat von professionellen Kunstschaffenden und weiteren professionellen, aktiven Mitwirkenden aus der kulturellen Szene entstehen mit dem Ziel, zukunftsorientierte Strategien, Konzepte und Räume der Präsentation der gegenwärtigen Bildenden Kunst zu erforschen.
- ein Labor der vielfältigen Möglichkeiten in Dortmund wo Kunst perspektivisch neu gedacht und lokale Gegebenheiten mit regional übergreifenden Konzepten in Verbindung gesetzt werden.
Das Künstlerfrühstück findet in dem ehemaligen Stellwerk 62, Gelände Hoesch Spundwand und Profil GmbH (HSP), Dortmund statt. Der Ort des Stellwerks einer ehemaligen Industrieanlage ist dabei wichtig, da durch den Umbruch solcher Orte physische und gedankliche Leerstellen entstehen, die zum Neudenken inspirieren und sich mit innovativen Projekten füllen lassen. Also das, was das Ruhrgebiet auch als einen besonderen Standort auszeichnet. Das Ruhrgebiet ist der dichteste Ballungsraum in NRW und in Deutschland und das Projekt trägt zur Identitätsstiftung dieser Region bei: Neue Ideen in alten Häusern gestalten die Stadt der Zukunft.
Ein Ort, der inspiriert und einlädt Möglichkeiten zu denken.
Das leerstehende Stellwerk befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Hoesch Spundwand und Profil GmbH (HSP) im Nordwesten Dortmunds. Nach seiner Stilllegung wurde es zwischenzeitlich als Wohnraum genutzt und steht jetzt leer. Um das hintere Gelände haben sich Vegetation und hohe Bäume angesiedelt. Die große Gleisanlage ist noch sichtbar, wodurch die frühere Funktion des Stellwerks heute noch erfassbar ist. Darüber hinaus gibt es Sichtachsen zur ehemaligen Kokerei Hansa und dem Kanalhafen in Dortmund, die weitere industriegeschichtliche und zukünftige Verbindungen zeigen. An diesem Ort plant die Koordinationsstelle „nordwärts“ der Stadt Dortmund mit dem Eigentümer „Thelen Gruppe“ einen Innovationsraum für smarte, vernetzte, nachhaltige und partizipative Quartiersgestaltung. Dadurch entstehen Möglichkeiten, andere Interessensgruppen anzusprechen, auf das Projekt aufmerksam zu machen und nachhaltige Kooperationen einzugehen. Das Künstlerfrühstück möchte im Vorfeld dieser Aktivitäten testen, welche Besonderheiten der Leerstand dabei bieten kann.
Das Projekt ist artist led und prozessorientiert.
Es wird von den zwei praktizierenden bildenden Künstlerinnen Eveline Kulik und Babette Martini konzipiert und geführt. Sie wollen als Künstlerinnen die Perspektive der Kunstschaffenden innerhalb einer schon existierenden Kulturszene neu beleuchten und mit anderen Sichtweisen und Ansätzen zusammenbringen. Sie wollen ‚dezentral‘ arbeiten, also nicht auf dem konventionellen Weg Künstler*innen und Institutionen, Kurator*innen und andere Kulturschaffende verbinden. Auch definieren sie kein Outcome oder Ziel von jedem einzelnen Treffen, sondern möchten durch Prozesse an ein Ergebnis kommen. Die besondere Stärke ihres Projektes sehen die beiden in der Interdisziplinarität und im Zusammenwirken der verschiedenen Kompetenzen aller Beteiligten. Das Format eines Künstlerfrühstücks als eine regelmäßige Zusammenkunft und Austausch existiert bisher nicht im Ruhrgebiet.
Das Format wird im Juli getestet.
In einer Auftaktveranstaltung von 6 Teilnehmer*innen soll sich ein intensiver Gedankenaustausch und persönliche Kontakte entwickeln. Insbesondere werden Menschen angesprochen, die an der Weiterentwicklung und Bereicherung der eigenen Praxis sowie der kulturellen Landschaft im Ruhrgebiet interessiert sind. In der Diskussion wird es um folgende Kernfragen gehen:
- Was macht die Kunst im Ruhrgebiet aus?
- Wie beeinflusst das Ruhrgebiet die eigene Arbeit?
- Was können Konzepte sein, die sich von anderen Regionen unterscheiden?
- Welche Bedingungen schafft und hat Kunst?
- Welche Räume brauchen Kunst? Welche Kunst braucht Raum?
Kunst schaffen, heißt nicht nur die tatsächliche praktische Ausführung der Kunst, sondern umfasst auch die Konzeption und Präsentation. Kunst lebt nicht isoliert, sie agiert in einem Raum. Das Ruhrgebiet mit seiner industriellen Geschichte und Ästhetik ist ein besonderer Raum. Mit dem Projekt soll eine Plattform geschaffen werden, die diese Besonderheiten bewusst aufgreift und neue Wege in der Praxis findet. Hier geht es nicht um Vermittlung sondern um einen praxisorientierten Dialog. Dieser könnte die tatsächliche Ausführung von Kunst betreffen, aber auch ihre Konzeption oder den Dialog. Durch das Künstlerfrühstück werden Kompetenzen aus unterschiedlichen Richtungen zusammengebracht und -gedacht.
Projektqualifizierung sucht nach Möglichkeiten.
Nach diesem Test sollen Finanzierungshürden analysiert und genommen werden. Zur Weiterentwicklung der Idee gibt es bereits Überlegungen: Zielgruppe des Projektes sind professionelle Künstler*innen und Akteur*innen der künstlerischen Szene im Ruhrgebiet. Damit wendent sich das Projekt an alle Disziplinen der visuellen und der darstellende Kunst. Das Ergebnis können neue Kunstaktionen oder Kunstorte sein, aber auch die Entwicklung von neuen Wegen, die Kunst anderen Menschen nahe zu bringen. Somit ist der Wert des Projekts nicht nur auf einen kleinen Kreis von Kunst- und Kulturschaffenden begrenzt, sondern erbringt auch einen Nutzen für die Allgemeinheit. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Wechselwirkung zwischen künstlerischer Praxis und dem regionalen Kontext des Ruhrgebiets, worin der Mehrwert und die Nachhaltigkeit des Projekts gesehen wird. Über Newsletter von Kulturbüros im Ruhrgebiet, künstlerischen Vereinigungen, Kunstvereinen, off spaces, Stammtischen und sozialen Medien wollen die beiden Künstlerinnen ihr Projekt publik machen. Durch Recherche, online und persönliche Kontaktaufnahme, wollen sie zukünftig relevante Präsentierende für das Künstlerfrühstück identifizieren.