Für die Bewältigung von komplexen Problemen gibt es oft keine klare formale Zuständigkeit bzw. geordnete Verfahren. Kooperationen auf Augenhöhe zwischen Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft gerne auch im Verbund mit Wissenschaft und Politik können zukunftsfähige Lösungen gemeinsam entwickeln. Wenn unterschiedliche Menschen und deren Sichtweisen zusammengebracht werden, unkonventionell, utopisch durch Design-Thinking, Stakeholderanalysen, die Bildung von Zukunftsvisionen, Szenarioentwicklung etc., dann entsteht Innovation. Aber wo und wie geht das am besten? Und was ist der Anlass um Zusammenzukommen?
Bislang können Gedanken aus der Zivilgesellschaft an die Verwaltung, Politik und an die Presse gesendet werden. Hier ist jedoch die Rückkopplung nicht immer gegeben und die Diskussion findet nur unter Einzelnen statt. Wenn es ein größeres Problem gibt, bildet sich oft eine Initiative, die versucht das Thema eigenständig voranzubringen. Meist ohne Vorerfahrung und Netzwerke. Mit der Stadtverwaltung kommt man bei einem Informationstreffen zusammen, tauscht sich aus und dann war es das.
Das Labor für urbane Zukunftsfragen geht davon aus, dass es Räume, Prozesse und Methoden bedarf, die über einen längeren Zeitraum dazu einladen, über Lösungen und deren Umsetzung zu diskutieren, auch zu streiten. Auch, damit man ohne Probleme sondern mit Ideen, Veränderungsvorschlägen und dem Drang zur Verbesserung von Zuständen zusammenkommt. Vielleicht auch ohne konkreten Anlass, aber mit viel Know-How, Fähigkeiten und Fertigkeiten und individuellen Erfahrungen und Netzwerken, die zur Problemlösung anderer zuträglich sein könnten.
Wir denken, das es in Dortmund ein Labor für bürgerschaftliche bzw. soziale Innovation braucht. Hier kommen Bürger*innen, gemeinnützigen Organisationen, Selbstständige und kleine Unternehmen zusammen, die an der Lösung verschiedener gesellschaftlicher Probleme interessiert sind. In einem gemeinsamen kollaborativen Arbeitsort tauschen sie sich aus, bieten Dienstleistungen an. Das Labor unterstützt die Gründung und Weiterentwicklung sozialunternehmerischer Initiativen durch Co-Working-Spaces mit besonderem Vernetzungs- und Beratungsangebot. Hier ist Raum für Experimente. Weniger naturwissenschaftlicher Art, sondern zur Entwicklung neuer Praktiken des Zusammenwirkens.
Die Zusammenarbeit mit Stadtverwaltungen und Institutionen verbirgt viel Potenzial, um nachhaltige Lösungen für eine zukunftsfähige Stadt zu entwickeln. Jedoch müssen sich die großen Häuser öffnen und mögliche Formen der Kooperation finden. Und die Zivilgesellschaft braucht für die Gestaltung von Prozessen Raum. Wenn sich die Zusammenarbeit dann etabliert, d.h. breit in der Gesellschaft akzeptiert und angewendet wird, können wir von einer sozialen Innovation sprechen. Also fangen wir an!
Von Svenja Noltemeyer in Anlehnung an die Studie „Labore für soziale Innovation“ von Eva Wascher, Florian Hebel, Jürgen Schultze, Christoph Kaletka 2018 (siehe KoSILab)