Städte und die Menschen, die in ihnen leben und arbeiten, sehen sich mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert. Im offenen Labor wollten wir gemeinschaftlich und vor Ort herausfinden, mit welchen Zukunftsfragen sich verschiedene Akteure derzeit tatsächlich konfrontiert sehen und welche innovativen Lösungsansätze sie als Ideen mitbringen. Dazu haben wir zahlreiche Menschen in unser Reallabor eingeladen, um mit Ihnen über ihre ganz persönlichen Vorstellungen und Wünsche zum Thema „Stadt der Zukunft“ ins Gespräch zu kommen, Herausforderungen zu diskutieren und mögliche Lösungen zu finden.
Im Workshop im Rahmen der 1. Dortmunder Nachhaltigkeitskonferenz, die der Kulturort DEPOT gemeinsam mit den Urbanisten im September 2019 veranstaltet hat, haben wir mit den Teilnehmenden Herausforderungen für Städte der Zukunft eruiert. Zu den dringendsten Herausforderungen, die genannt wurden zählen:
- fehlendes Bewusstsein der breiten Bevölkerung für Nachhaltigkeitsthemen und zu viel Schwarzweißdenken
- Nachhaltigkeitsbildung muss milieuübergreifend, nicht angreifend sein und auf egoistische Verhaltensmuster abzielen sowie schwer erreichbare Menschen ansprechen
- Energieversorgung und Müll
- kaum noch naturnahe Lebensräume für Pflanzen und Tiere, Entfremdung von natürlichen Gegebenheiten
- Krisendesign für die Städte der Zukunft um Resillienz zu stärken
Um Lösungen für diese Herausforderungen zu finden und konkretes Handeln zu ermöglichen, brauchen Menschen notwendige Bildung und räumliche Möglichkeiten. So kann Austausch und Begegnung und in der Folge Zusammenarbeit in kleinen und großen Projekt entstehen. Aus diesem Grund haben wir im Labor für urbane Zukunftsfragen und Innovation Räume und Prozesse untersucht, um zu erfahren wie aus Ideen kollaborative Zusammenarbeit entstehen kann.
Bei der Kick-Off Veranstaltung von LUZI im November 2019 haben wir die Besucher:innen deswegen gefragt, welche Überlegungen zu Beginn gemeinschaftlicher Aktivitäten stehen. Deutlich wurde, dass Fragen nach der eigenen intrinsischen Motivation, die Legitimation des Handelns und das Suchen und Finden von Mitstreiter:innen für eine Idee enorm wichtig sind.
- Was rüttelt mich wach?
- Was treibt mich an?
- Was legitimiert mich?
- Wie erzeuge ich kritische Masse?
Die Besucher:innen der ersten Veranstaltungen unseres Reallabors haben darüber hinaus folgende Themen genannt, die sie selbst oder andere Menschen zum Handeln bewegen:
- mehr Werkstätten, Küchen, Bewegungs- und Entspannungsräume, kinderfreundliches Cafe, unkommerzielle Verweilorte, Leihläden (Tag Räume)
- Nutzung digitaler Möglichkeiten zur besseren Vernetzung der Gemeingüter, Orte, Akteure und Finanzierungsmöglichkeiten, gut sichtbar (Tag Digitalität)
- „Wie wollen wir zukünftig leben?“ echte Beteiligung an Transformation (Tag Transformation)
- lokale Nahrungsmittelproduktion, individualisierte Produkte, gemeinschaftliches bauen – Komposter, Baumhäuser, Möbel – (Tag DIY)
- Quartiersrundgänge, Quartiersfeste, Quartiersdinner, Street-Art-Bingo, nachhaltiger Wochenmarkt (Tag Begegnung)
- nachhaltige Ernährung, Regenwassersammelstellen, Stadtteilputzaktion, Tauschaktionen, nachhaltige Mobilität, Radführerschein (Tag Ökologie)
- teilbare Infrastruktur wie Lastenräder und konstante Ansprechmenschen für Fragen (Tag Vernetzung)
- individualisierte lokale Produktion im Sinne der Kreislaufwirtschaft stärken /Tag Produktion)
In der Reallaborphase des Labors für urbane Zukunftsfragen und Innovation haben wir zwanzig mal die Stadtgesellschaft in der Wandelbar dazu eingeladen, die Zukunft nicht vorherzusagen, aber neu zu erfinden. Auch wenn es oft nicht das Hauptanliegenden der Menschen war neue Projekte anzustoßen, sind durch die Interessensüberschneidungen einige Kooperations- und Projektideen entstanden, die gemeinsam mit dem LUZI Team als eigene Projektstränge weiterverfolgt wurden:
- Schaffung nachhaltiger Bildungsangebote insbesondere für Schüler*innen in Kooperation mit dem BUND und verschiedenen Schulen
- Entwicklung innovativer Bildungsinstrumente für die Stadt der Zukunft anhand eines Methodenkoffers
- Stärkung der bürgerlich-migrantischen Zusammenarbeit in Kooperation mit dem Haus der Vielfalt
- Nutzungsmöglichkeiten digitaler Tools und Strukturen vor Ort zur Weiterarbeit unter Corona
- Verbesserung der Beteiligungsstrukturen bei Großprojekten am Beispiel der Internationalen Gartenausstellung 2027
- Entwicklung von Netzwerkstrukturen und eines Festivals zur kooperative Landschaftsentwicklung in der Metropole Ruhr
- Erleichterung des Selbermachens in Kooperation mit dem Verbund offener Werkstätten und im Austausch mit Anbieter*innen
- Weiterentwicklung von Wurmkomposten und wasserspeichernden Hochbeeten für und mit Urban Gardening Projekten
- Austausch, Analyse und Netzwerkarbeit zum Thema nachhaltige Ernähung in Zusammenarbeiot mit verschiedenen Initiativen
- Konzeption von Orten des Selbermachens am Beispiel verschiedener Leerstände und Entwicklungsstandorten
Als Inhalte von Interesse kann man folglich zusammenfassend feststellen, dass es hauptsächlich Gemeingüter und Gemeinschaftsaktionen sind, die Vorstellung einer Stadt der Zukunft prägen. Bildung, Vernetzung und Selbermachen, Teil von etwas eigenem in der Gemeinschaft sein, Gemeinschaftsorte nutzen und Begegnungen bilden die Interessensschwerpunkte von den Teilnehmenden im Labor für urbane Zukunftsfragen und Innovation.